Klientenberichte
Abenteuer Entpanzerung
Bericht einer Entpanzerung
März bis August 2016
Ende September - ich stehe mit nackten Füssen auf dem Rasen im Garten, gerade habe ich die Enten aus dem Stall gelassen, bin kurz kneippen gegangen im Bach und nun atme ich ein paar Mal tief durch und mache ein paar Yoga Übungen, um gut in den Tag zu kommen. Happy von Pharrell Williams ist im Moment mein Lieblingslied und genauso so fühle ich mich. Zum Tanzen gut.
Im Film käme jetzt ein Cut, eine Rückblende, die die Idylle erst mal jäh brechen würde.
Anfang 2016 war ich in einem Zustand, in dem alle Bewegungen so gut wie zum Stillstand gekommen waren. Der Zustand glich ein wenig einem verstopften Bach, wo das Wasser immer zäher fließt bis es eventuell komplett zum Stillstand kommt. Trotz viel beruflicher und anderer Bewegung 2015 war ich in einer Verfassung, die mich energetisch, körperlich, emotional, beruflich, finanziell, realisieren ließ, dass es so überhaupt nicht mehr weitergehen kann oder soll, dass all meine Strategien - vor allen Dingen mich selber - nicht mehr überzeugen, dass ich müde von mir bin, dass ich auch nicht mehr glaube, mit den üblichen Willensaktionen („ab morgen mache ich alles anders“) irgendwo hinzu gelangen, wo sich das Leben lebendiger anfühlen würde. Es war das Warnsignal, auf das man immer hofft und es war so laut, dass selbst ich es hören konnte.
So war ich froh, dass ich schon im Dezember mit Anke Kontakt aufgenommen hatte und wir uns für drei Blöcke zur Entpanzerung verabredet hatten. Den Prozess hatte mir eine gemeinsame Bekannte empfohlen, mit der ich seit ein paar Monaten Körperarbeit machte. Wichtig vorab zu klären mit Anke war mir, nicht in alten Anhaftungen zu verharren und in alten Baustellen zu wühlen, sondern tatsächlich neue Dinge zu verankern. Ich war offen, geradezu notwendigerweise offen, mich auf neue Abenteuer einzulassen. Eigentlich hatte ich nicht viel zu verlieren in dem Zustand, in dem ich mich befand.
So fand unser erster Vier-Tages-Block im Februar statt. Ich durfte im Zirkuswagen im winterlichen Garten residieren und ich reiste mit der Bahn und meinem Fahrrad an. Beides waren erste wichtige Bewegungen; auf dem Fahrrad mit Rucksack die vier Kilometer nach Lübnitz zu strampeln (und dem Impuls, absteigen zu wollen, nicht nachzugeben) und in einem Zirkuswagen zu leben.
Anke hat mich in ihrem warmen und gemütlichen Arbeitsraum sehr wunderbar empfangen. Ihre klare Art, die sehr mit- oder einfühlende Anteilnahme/Empathie sowie ihr Humor waren vom ersten Moment an ein Türöffner für mich.
So sagte sie mir auf den Kopf zu, dass noch niemand als Vorbereitung soviel geschrieben und doch so wenig gesagt hätte. Immer wieder würde sie mich ganz direkt fragen, was ich gerade fühle und wo genau in meinem Körper. Sie würde mich auffordern, dass ganz bewusst und genau wahrzunehmen. Was ist da jetzt gerade? Sie würde mich einladen, langsamer zu sprechen oder überhaupt mal innezuhalten.
Das Arbeiten auf der Matte war zuerst eine große Herausforderung und dann irgendwann das größte Vergnügen. Der erste Block war geprägt davon, dass ich mit Atmen, Bewegen und Fühlen der Vibration so beschäftigt war, dass ich unglaublich angestrengt war. Mein Kopf schien von einer zu engen Stahlkappe umfasst, meine Atemwege zu trocken und zu eng für alles, mein Mund zitterte und alles wurde so seltsam taub. Meinen Beckenbereich habe ich eher mechanisch bewegt, bemüht, alles koordiniert zu bekommen. Jeden Tag atmete ich und jeden Tag veränderte sich das ein bisschen, wurde selbstverständlicher. Ich hatte mir gewünscht, tief in den Bauch atmen zu können und gerne würde ich ja auch ein Geräusch machen, aber aus meiner Kehle kam nichts.
Was allerdings kam, war ein Moment lang ein bisher nie gefühltes Empfinden von weiblicher, mütterlicher Kraft. Ich kann nur soviel dazu sagen, ich dachte, wenn ich je zu diesem Gefühl und dieser Kraft Zugang gehabt hätte, ich hätte 10 Kinder bekommen. Es war eine totale Überraschung und noch nie gefühlte unglaublich kraftvolle, helle Energie.
Dadurch, dass ich ohne Internet und allein in dem Zirkuswagen residierte, hatte ich viel Zeit. Ich schrieb jeden Tag das Erlebte auf; ich hatte Zeit zu träumen und zu schlafen, zu üben, Rad zu fahren und im Licht-Klangbad des Thermalbades zu floaten. Das 2. Mal diese Anhöhe von Bad Belzig nach Lübnitz hochfahrend, habe ich die neue Atemtechnik geübt, entschieden und kräftig durch die Nase ein und aus dem entspannten Mund/Rachen wieder heraus. Und kam soviel besser voran.
Bevor ich nach fünf Tagen heimfuhr, fragte Anke mich, was genau ich hiervon mit in den Alltag nehme, bis wir uns wieder treffen? Das tat sie jedes Mal, genauso fragte sie immer am Anfang nach einem aktuellen, konkreten Anliegen für den Arbeitsblock. Ich fuhr also mit einem klaren, bewussten Auftrag heim. Dieses Heimkommen war ein kraftvoller Anfang. Ich hatte mich entschieden zu akzeptieren, JA zu sagen und zu sehen, was passiert ohne bekannte innere Diskussionen. Ich hatte Kraft und Energie; ich war erleichtert, dass sich in meiner Zeit bei Anke etwas bewegt hatte, ich war hoffnungsvoll und vor allen Dingen gespannt was als Nächstes passieren würde.
Total freudig gespannt kam ich zum zweiten Block im März, der mit einer rituellen Schwitzhütte zum Frühlingsanfang endete.Ein großes Thema neben der Arbeit auf der Matte war diesmal die Betrachtung meiner Selbst im Bezug auf die fünf Aspekte des Menschseins. Das sind Emotion, Körper, Geist, Spirit oder Seele und Sexualität. Anke erklärte mir dass dieses Wissen aus der Tradition der Twiste Hais stammt und mir eine „Landkarte“ geben könnte, mittels derer sich alle Zustände im menschlichen Leben betrachten lassen. Richtig verwendet würde es mir stetige Hinweise geben was in jedem meiner Aspekte gerade gut funktionierte und wo ich Veränderung bräuchte.
In diesem Block habe ich das Weinen angefangen und nicht mehr aufhören können. Ich war schlicht überwältigt und ratlos vor meinem inneren Unverortetsein, dem Chaos und der fundamentalen Verunsicherung, die in mir waltete. Und zwar alle Aspekte betreffend. Es gab keinen Ort oder Bereich in mir, der sich sicher oder stabil anfühlte. Ich habe in den Sessions geheult, davor und auch hinterher. Anke unterstützte mich darin, diese doch sehr unangenehmen Zustände als Teil der sich lösenden Panzerung und als wachsende Lebendigkeit wahrzunehmen.
Ich habe in den folgenden Wochen in ganz öffentlichen Veranstaltungen geweint und zwar so, wie ich noch nie in meinem Leben, und schon gar nicht öffentlich, geweint habe. Ich hatte immer schon große Wertschätzung für Menschen, die weinen können und somit für mich ihrem Empfindungsleben ganz nahe stehen. Und diesen Kontrollverlust auch in ganz öffentlichen Situationen zulassen. Nun erlebte ich mich selber so, ich hatte gar keine Wahl. Dieses Weinen, es war viel Durchlässigkeit, ich wurde berührbar und es erreichte mich viel. „Ich kann ja auch jetzt weinen, weil ich mich gerade so fühle“ war eine neue Option für mich zu re-agieren. Nicht verstummen, nicht essen oder mich irgendwie zukleistern, sondern laufen lassen. Anhand meiner Erkenntnisse aus der Forschung an den Aspekten wurde im zweiten Block ganz zentral an der Frage gearbeitet: Was will ich nach der Woche in meinem Alltag anders erleben/machen?
Auch hatte ich inzwischen wie nebenbei angefangen beim Atmen meine Töne tief aus dem Bauch zu hören und zu machen; es war gar kein großer Fokus mehr drauf. Bewegung und Atmen wurde selbstverständlicher, auch wenn ich noch keine wirkliche aufsteigende Energie vom Wurzelchakra über den Bauch hochwärts spürte.
Anke ermutigte mich, mir selbst und meinem System Zeit zu geben. Es war wunderbar diesen Block in einer rituellen Schwitzhütte und in Gemeinschaft zu beenden. Die Nähe zur damals noch kühlen Erde blieb lange in mir als Empfindung verankert, gepaart mit einem anderen, deutlich mich selbst mehr wertschätzenden Blick auf die Dinge.
Die Phase zwischen dem zweiten und dritten Blöcken der Entpanzerung fühlte sich dieses Mal wie eine Erstverschlimmerung an. Fast nichts von dem, was ich mir da an Üben im Alltag in die Liste geschrieben hatte, habe ich auch nur annähernd getan oder gefühlt. Ich schrieb Anke ein lange Mail über meine Frustration und Unzufriedenheit. Ohne meine Einschätzung des Nicht-Gelingens in Frage zu stellen bat sie mich, meinen Fokus daneben auch auf das zu richten was mir denn trotz allem doch gelungen sei. Ganz konkret. Als ich das tat konnte ich bemerken, wie sehr meine Selbsteinschätzung noch gewohnheitsmäßig auf die umgefallenen Kegel fokussiert und das halb volle Glas unbeachtet lässt. Anke machte mich also darauf aufmerksam, mir die Reichhaltigkeit meines Lebens und was ich schon alles getan und erreicht habe anzuschauen. Dieser für mich ungewohnte Fokus auf das halb volle Glas half mir durch die Zeit bis zum dritten Block.
Der fand im April statt als der Garten langsam erblühte. Durch das mehrmalige Dasein hatten sich Selbstverständlichkeiten ergeben, wie der Gang zum Bioladen gegenüber, der nicht nur großartiger Versorgungsort ist, sondern Kaffeetrinken, TAZ lesen, wunderbare zufällige Begegnungen und Unterhaltungen, Einblick und Info in die Region. Ich hatte bei jedem Block mehr das Gefühl, ein völlig gesundes Leben zu leben in diesen Tagen, ausgewogen in Seele, Körper, Geist, mit wunderbaren ungeplanten sozialen Interaktionen, alles sehr unangestrengt, bereichernd und warm. Geschenke des Lebens, da ich ja aus einem ganz anderem Grund hier war.
Ich musste richtig damit kämpfen, mir nicht gewohnheitsgemäß zu viel Arbeit mitzubringen, die man in so einer konzentrierten Isolation wunderbar machen könnte, war ich doch hier, um dem Entpanzerungsprozess meine volle Aufmerksamkeit zu geben. In diesem letzten Teil ging es darum, wo in meinem Leben ich ganz konkret nächste Schritte tun will. Dazu gehörte in meinem Fall mich deutlich dem gegenüber abzugrenzen, was ich NICHT mehr will und damit laut und bewusst zu arbeiten. In den Sessions und beim Bewegen wurde mein Nicht/Wollen – ganz ungewohnt für mich – zum Zentrum meiner Impulse. Tiefe innere Scham wurde deutlich spürbar und eine Strategie, die ich oft im Leben angewendet habe: innere Immigration, ein Sterbeprozess. Anke forderte mich auf, mich diesem Gefühl der inneren Immigration zu stellen. War das Trauer oder vielleicht Erleichterung? Ich kenne beides. Anke fragte mich, ob ich mir vorstellen kann, um Dinge zu ringen und nicht mich so einem Sterbeprozess zu ergeben ohne die Auseinandersetzung damit zu suchen?
Am Ende der 13. Session war ich nach einvernehmlicher Einschätzung von mir und Anke nicht völlig entpanzert; es blieb noch etwas zu tun. Mir stand spürbar mehr Energie zur Verfügung, aber nicht die volle Palette. Das habe ich teils nüchtern, teils enttäuscht realisiert. Dass mein Prozess sich nicht an Richtwerte in Bezug auf die Anzahl an Sitzungen halten muss, war meinem Kopf klar, mein Gefühl war aber bang. Nun weiß und kann ich schon soviel mehr, geht es da denn noch weiter? Kann heute die Wirkungen der Teil-Entpanzerung in der Phase so benennen: Gefühle fanden einen Ausdruck, ich konnte weinen, ich regte mich auf, ich fühlte Ärger. Ich erlebte Streit und Auseinandersetzung auf vielen Ebenen. Ich stellte mich Situationen und entschied mich, mal nicht sofort wegzurennen und zu versuchen, in Situationen Wurzeln zu schlagen. Ich kam zu der inneren Überzeugung, es sei das Beste, was gerade passiert, auch wenn es mir unangenehm war, denn es war lebendiger als das stille Aushalten vorher. Gleichzeitig war ich innerlich auf unsicherem, neuen Terrain unterwegs und in allen sicherlich etwas ungeschickt. Aber ich war erst mal prinzipiell dankbar fürs Spüren. Alles, was in meinem Leben nicht stimmte, das meldete sich nun laut. Was mir bekannt war, war lange noch nicht gut für mich. Mir wurde klarer, dass ich mich bisher immer in ganz sichere, mir bekannte Gefilde begeben habe und nun drückten diese an allen Ecken.
Die Arbeit mit Anke, die tiefe Spuren in mir hinterlassen hat, meine Fortbildung in spirituell-systemischer Konstellationsarbeit, ein Urlaub am Strand, ein Workshop in Frauenmassage, kleinere und größere Explosionen in meinem Alltag, meine ständiges Üben und Praktizieren der Thai Yoga Massage, die ich gebe und erhalte und eine Coaching zu meinem Arbeitsprofil, ein Vorschlag, den Anke mir gemacht hat. Ich habe dieses Jahr so ziemlich alle Strohhalme angenommen, die ich nehmen konnte in der Hoffnung, meinen Leben und Tun einen Sinn im Sein zu geben. Also zurück zum Anfang, ich stehe tatsächlich im Moment oft morgens genauso in meinem Garten und bin glücklich, dass ich all diese Herausforderungen angenommen habe. Was ich nur 10 Wochen danach sagen kann, ich bin mittlerweile voll da, ich bin entpanzert, es ging weiter, es ist passiert, im Moment ist der Zustand einen innere Weite. Und das war ein Prozess, in den Vieles einfloss.
Susanne, 26.9.2016
Eine Reflektion zur Entpanzerung mit der Prozessorientierten Körpertherapie von Dirk 2015
Zu Dir gekommen bin ich quasi mehr als skeptisches Anhängsel meiner Frau auf dem Weg, unseren eingeschlichenen Beziehungsfehlern selbst auf die Schliche zu kommen. Es ging darum, die Prozesse in unserer Beziehung zu coachen, die Entpanzerung schlugst Du als ein sinnvolles Instrument vor. Ich erinnere mich noch sehr genau an ein erstes Telefonat mit Dir, in dem Du mich durch deine zugewandte Art überzeugt hattest, mich Dir in dieser Sache anzuvertrauen.Wie so oft, wenn ich über Gräben meiner Angst gesprungen bin, habe ich in der dann folgenden PK völlig unerwartet sehr wertvolle Erfahrungen machen dürfen, die mich auf dem Weg der Selbstwahrnehmung und -erkenntnis ein gutes, vielleicht entscheidendes Stück weitergebracht haben.Auf der "Mind"-Ebene war einerseits Raum da, unsere Beziehungsthemen von Dir beleuchten zu lassen. Du hast da als erfahrene Frau Fragen und Hinweise gegeben, die zum Perspektivenwechsel angeregt haben. Sehr beeindruckend war die Thematik der Körpertypenlehre, in der ich mich "von außen" Wahrnehmen konnte, etwas, was ich seitdem immer wieder versuche. In dieser Zeit des persönlichen Umbruchs haben mir die Teachings eine ganz wesentliche und sehr nachhaltige Orientierung meiner Selbst in einer großen, wunderbaren, vernetzten Welt gegeben. Der in meiner Wahrnehmung noch eindrucksvollere Teil der PK waren jedoch die Atemsitzungen "auf der Matte" nach den Teachings - denen ich als physiologisch-wissenschaftlich orientierter Mensch mit Skepsis, aber auch großer Neugierde begegnet bin. Ich habe mich unter Deiner vollkommen vertrauensvollen Art auf etwas eingelassen, was ich an Intensität in mir selbst vorher niemals wahrgenommen habe. Ich habe mich "von innen" erlebt, mit verrückterweise völlig verschiedenen Gefühlen, die unglaublich intensiv und vielseitig und wunderschön waren. Und von denen ich nicht geglaubt habe, derartiges in meinem Körper überhaupt erleben zu dürfen. Wenn ich jetzt, nach gut einem Jahr, dahin zurückdenke, dann würde ich sagen, dass diese Erfahrungen das Eis meiner starren Empfindungsarmut tatsächlich gebrochen haben - ja, ich könnte das auch Entpanzerung nennen. Beim Schreiben spüre ich jetzt sogar ein Gefühl tiefsten Glückes und Dankbarkeit - Tränen, die sich da im Lidwinkel sammeln, waren vorher nicht denkbar. Also, es wirkt, und ja, ich würde sagen, ich habe mich dadurch nachhaltig verändert, und kann mein Leben in allen Begegnungen - mit mir selbst und mit anderen - sehr viel intensiver genießen, und bewußter gestalten, kreieren.
Persönlicher Erfahrungsbericht von Sheila Deutinger mit einem kurzen Vorwort von Anke Mrosla
Liebe Leser, dieser Klientenbericht bezieht sich auf die Entpanzerung nach der
ISD- Methode, mit der ich vor der Entwicklung der Prozessorientierten Körpertherapie bis 2010 gearbeitet habe. Er ist hier zu lesen, weil er einen tiefen Einblick vor allem auch in die körperlichen Erfahrungen beim Auflösen der Panzerung gibt. Er schildert die einzelnen Sitzungen aus der persönlichen Perspektive von Sheila und vermittelt einen Eindruck über die Hürden aber auch die Geschenke, die der Prozess der Entpanzerung bietet. Danke Sheila für das Teilen Deiner Erfahrungen! AM
Heute ist also mein großer Tag. Seit Jahren wurde ich immer wieder durch verschiedene Kanäle auf die Entpanzerung aufmerksam gemacht. Als ich vor Jahren das erste Mal einen Artikel darüber im Berliner Sein Magazin las, wusste ich sofort, dass ich diesen Prozess auch eines Tages machen würde. Es sollten einige Jahre vergehen bis es jetzt soweit war.
Körperentpanzerung ist eine komplette und vollständige Auflösung aller körperlichen Blockaden, die wir uns als Kinder zum Selbstschutz vor alltäglichen Angriffen auf unsere Psyche angeeignet haben. Wie sollte das funktionieren? Ich war zwar neugierig, trotzdem konnte ich mir unter den Informationen, die ich las nur wenig vorstellen. Ich fühlte nur eine starke Resonanz in mir was die Methode betrifft, wusste dass es jetzt soweit war, diesen nächsten Schritt zu gehen. Die Möglichkeit die Entpanzerung an einem Stück an dreizehn aufeinander folgenden Tagen zu machen sprach mich ebenfalls sehr an. Die Entpanzerung als Retreat, als Rückzug aus dem Alltag, aus dem Stadtleben, in ländlicher Umgebung, mich ganz meinem Prozess für die Tage der dreizehn bevorstehenden Sitzungen hinzugeben, war für mich die bestmögliche Entscheidung.
Um mir die zwei Wochen für die Entpanzerung freizuschaufeln, musste ich mein Leben, das angefüllt war mit Projekten und Verpflichtungen in einer Art Zeitrafferprogramm leben, was einige Wochen vorher bedeutete wenig zu schlafen und viel zu arbeiten. Dazu gehörte auch, mich vorher mit einem Fragebogen, den ich erhalten hatte, ausführlich mit meinem bisherigen Leben auseinander zu setzen. Es waren sehr direkte, sehr intime Fragen, es gehört Mut dazu hier ehrliche Antworten zu geben, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein, sich ganz nackt vor sich selbst zu zeigen.
Mein Hauptthema waren schon seit längerer Zeit anhaltende schmerzhafte Verspannungen der Nacken- und Rückenmuskulatur, und ich erhoffte mir, dass ich durch die Entpanzerung an die Themen kommen würde, die ich dort festhalte.
Dienstag – 1. Sitzung
Fokus
Nach einer einstündigen Zugfahrt und 30-minütiger Fahrradfahrt treffe ich pünktlich nachmittags in Lübnitz zu meiner ersten Sitzung ein.
Ich erfahre, dass jede Sitzung einem bestimmten Thema zugeordnet ist, heute ist es der Fokus. Für mich heißt das, meinen Fokus auf das zu richten, was vor mir liegt, präsent zu bleiben und mich auf das Abenteuer Entpanzerung einzulassen.
Ich lege mich auf eine vibrierende Matte und bekomme chiropraktisches Vibrationsgerät, auf mein Brustbein gelegt, den ich selbst festhalten soll, und bekomme die Anweisung während der Sitzungen die Augen aufzulassen und in ein Symbol über mir zu schauen. Anke leitet mich an, die Feueratmung zu praktizieren, um Energie im Körper aufzubauen. Während der Sitzung drückt sie verschiedene Punkte an meinem Körper.
Der Ablauf erfordert zunächst eine hohe Konzentration, bewusstes Atmen, schauen, nicht die Augen schließen, die immer wieder zugehen wollen, einatmen durch die Nase und das Becken kippen, ausatmen durch den geöffneten Mund, und das Becken fallen lassen. Energie aufnehmen durch den Schoß und durch den Körper zirkulieren lassen. Ich staune wie schnell sich die Energie in meinem Körper tatsächlich aufbaut, wie wohlig es sich anfühlt, wie nährend. Anke unterstützt mich darin, gleichzeitig kraftvoll und im Kontakt mit meinem Körper zu atmen und es baut sich eine hohe, pulsierende Energie in mir auf, die sich gegen Ende der Sitzung wohlig erschauernd entlädt und meinen ganzen Körper durchströmt. Ich fühle mich wie in eine riesige Energieblase eingehüllt. Die Zeit scheint sich aufzulösen, ich spüre meinen jetzt erschöpften Körper unter mir liegen, fühle meine von Schnupfen ausgetrockneten Schleimhäute, Schmerzen in meiner Brust, (die, wie mir Anke später erklärt, vom Rüttler, wie ich das Vibrationsgerät nenne, kommen und sich nach einigen Sitzungen auflösen werden) und gleichzeitig ein gigantisches zeitloses Strömen meines Energiekörpers, das sich wundervoll anfühlt!
Ich übernachte in Lübnitz, morgen muss ich noch mal zurück nach Berlin, für die restliche Zeit habe ich mir ein Einzelzimmer mit Verpflegung gemietet.
Mittwoch – 2. Sitzung
Substanz
Nach viel zu wenig Schlaf weckt mich der Wecker um 7.00 Uhr morgens auf.
Meine Erkältung wird von Tag zu Tag schlimmer. Meine Brust fühlt sich schmerzhaft lädiert an. Ich habe einen Bluterguss auf dem Brustbein von dem Rüttler, und grünblaue Flecken färben meine Haut auf meinem Busen.
Niemals ertrage ich noch mal dieses Ding auf meiner Brust. Anke sagt, dass würde sich legen, und polstert mein T-Shirt von Innen mit einer Binde ab.
Das heutige Teaching bezieht sich auf das Rad der Aspekte, Elemente und Welten. Teachings sind Unterrichtseinheiten, die zur Methode der Entpanzerung dazu gehören, und uns einen Einblick in weise schamanische Einsichten geben, das menschliche Wesen in all seinen Aspekten zu definieren und uns Möglichkeiten geben, das Menschsein ganzheitlicher und umfassender zu erleben und zu lenken.
Obwohl der Ablauf der Sitzung genau gleich verläuft wie gestern, ist das Ergebnis ein völlig anderes. Die Energie, die ich durch die Feueratmung aufbaue, steigt zwar auf, doch ich spüre ganz deutlich wie sie an einem bestimmten Punkt an eine Blockade unterhalb des Brustraumes stößt.
Es berührt einen schmerzhaften Punkt in mir, den ich wohl meist ausblende.
Anke fordert mich liebevoll auf, auch damit zu sein und es einfach da sein zu lassen. Als die Welle gegen Ende aufsteigt, berühre ich einen schmerzhaften Punkt in mir, der mich wimmern lässt wie ein kleines Kind, und Tränen laufen aus meinem Augen.
Am Ende der Sitzung dreht mich Anke auf die Seite und ich rolle mich ein wie ein Embryo. Obwohl ich mich körperlich schrecklich fühle, seit Tagen viel zu wenig schlafe, meine Erkältung mich stark beeinträchtigt, die Prellung auf der Brust sehr schmerzhaft ist, befinde ich mich am Ende wieder in einer unendlich schönen Energieblase, mein ganzes Wesen pulsiert und schwingt. Ich schaffe es kaum aufzustehen, möchte auch nicht, doch ich muss zum Zug, heute fahre ich noch mal nach Berlin zurück. Einige unerledigte Arbeiten warten.
Ich fühle mich wie eine Mischung aus verprügeltem Hund und rohem Ei.
Zum Glück habe ich eine große Sonnenbrille dabei, denn die ganz Fahrt von Belzig nach Berlin laufen mir Tränen über mein Gesicht, ohne dass ich einen äußeren Grund hätte. Etwas in mir löst sich auf, es fühlt sich ganz undramatisch an, es läuft und läuft aus mir heraus, und ich fühle mich von Moment zu Moment etwas leichter an.
Freitag – 3. Sitzung
Form
Heute kam ich mit dem 12 Uhr Zug mit Sack und Pack im Zegg an und bezog mein Zimmer. Nach dem Mittagessen ließ ich mich zum Bahnhof fahren, weil dort mein Fahrrad noch geparkt war. Ich radelte freudig nach Lübnitz, jetzt war ich wirklich hier angekommen, konnte den Stress der letzten Zeit ganz hinter mir lassen.
Auf die heutige Aufgabe war ich nicht vorbereitet, und obwohl sie ungewöhnlich anmutet ging es leicht und belustigend, da Anke so natürlich damit umging. Es ging darum nackt Fotos von mir zu machen, und danach ebenso nackt einige Übungen zu machen um die Körpercharakterstruktur herauszufinden, von denen es fünf verschiedene Typen gibt.
Anke zog sich erst selber aus, und zeigte mir wie ich mich hinstellten sollte.
Sie machte die Übungen vor, und blieb auch nackt, während sie mich fotografierte und ich die Übungen machte. Sie äußerste sich nicht weiter zu den Aufnahmen, dies würde sie erst in einigen Tagen tun.
Die heutige Sitzung war die bisher leichteste. Das Gerät auf der Brust verursachte mir keine Schmerzen mehr. Die Energie baute sich schnell und stetig auf, es ging leichter und müheloser als die Tage davor. Sanfte Wellen durchströmten meinen Körper. Ich hatte kaum Gedanken während der Sitzung und auch danach viel es mir extrem schwer wieder in die Welt der Sprache zurück zu finden. Ich fühlte mich leer und blank. Ich hatte das Gefühl nie wieder aufstehen zu können. Ich radelte zurück und konnte außer Abend zu essen nichts mehr tun. Nach dem Abendessen legte ich mich ins Bett und blieb dort liegen. Ich hatte die Fenster geöffnet, milde warme Frühlingsluft umschmeichelte mich. Und ich lauschte einem gewaltigen Vogelkonzert.
Ich war mit meinem BewusstSein vollkommen präsent, mein Körper war jedoch völlig regungslos, ich hätte nicht um vieles auf der Welt aufstehen können. Allmählich wurde es dunkel, erst gegen 22.00 Uhr abends schaffte ich es noch mal aufzustehen, und mich auszuziehen und mir die Zähne zu putzen. Ich schlief wie ein Murmeltier und hatte alle Mühe am nächsten Morgen aufzustehen.
Samstag – 4. Sitzung
Bestimmung
Ich komme zu spät vom Zegg los und verfahre mich, das erste mal nehme ich den direkten Weg von hier nach Lübnitz. Als ich bemerke, dass ich mich um einiges verspäten werde, rufe ich Anke an. Sie lacht und fordert mich auf entspannt zu bleiben.
Ich komme völlig erschöpft und ausgepowert an. Zu Beginn des Teachings höre ich ihre Worte, die sich wie dumpfe Wellen durch einige Watteschichten arbeiten müssen, um bei mir anzukommen.
Das heutige Teaching bezog sich auf das Rad der Weltbildträger, was soviel heißt wie und durch wen wir uns als Mensch sozialisiert haben, was die Familie, die Clique, die Herkunft und die Religion beinhaltet.
Wieder bekomme ich ein sehr komplexes anschauliches Modell vermittelt, wie wir als Menschen zu dem werden was wir sind, und wir rückblickend uns das auf eine sehr schöne ganzheitliche Weise anschauen können.
Mit der Methode ist es einfach herauszufinden, wo wir unsere Energie zurückhalten, unsere Träume nicht leben, unserer Seelenessenz nicht erlauben sich natürlich auszudrücken und warum wir dies tun.
Das Teaching beinhaltet die Aufgabe ein Baumritual vorzunehmen, um diese Themen zu bereinigen.
Ich fühle mich beschenkt von den interessanten Informationen.
Als ich mich auf die Matte lege, bin ich schon genau in dem Thema welches für mich ansteht.
Mir ist alles zu viel, alle Geräusche, die Vibration der Matte, das Gerät auf meiner Brust wiegt schwer und rattert wie wild auf meiner empfindlichen Brust herum. Ein Teil in mir fragt sich, warum ich mir das antue. Der Schnupfen macht das Atmen schwer, und meine Nasenschleimhäute sind ausgetrocknet. Völlig unmotiviert und lustlos atme ich durch die Nase ein und durch den Mund aus, es will kein Ton kommen, trotz mehrmaliger Aufforderung von Anke. Meine Kehle ist ausgetrocknet, ausgebrannt, selbst für das Atmen bin ich zu müde.
Es erfordert höchste Konzentration in das Symbol über mir zu starren, wie gerne würde ich die Augen einfach schließen.
Zuviel, alles zuviel schreit es in mir, in jeder Zelle schwingt dieser Satz, meine Schultern ziehen sich hoch, ich spüre förmlich wie ich mich schützen will, wie ich weg will, vor dieser Welt, die laut und brutal ist.
Tränen laufen aus meinen Augen, und ein Wimmern kommt aus mir heraus.
Und Anke fordert mich auf, es zuzulassen. Das Zulassen von Schmerzhaftem fällt mir viel schwerer als die Ekstase und doch gibt es kein Halten mehr. Zum ersten Mal in meinem Leben drücke ich die Überforderung, die Last, die Schwere des Lebens, die Unsäglichkeit die mir als Kind widerfahren ist, aus. Das ist einfach zuviel für ein Kind. Plötzlich wird es mir klar, dass mein momentaner Zustand nur das spiegelt, was in mir schwingt. Diese Überforderung, die Überforderung meiner Kindheit ist in jeder meiner Zellen präsent.
Die Welle baut sich mehr und mehr auf, ist viel sanfter als in den Tagen davor, ist zart und zurückhaltend. Sie durchspült mein Herz, aus dem klagende, winselnde Töne herausgespült werden, die sich uralt anfühlen.
Die Tränen fließen aus mir heraus wie Bäche.
Dann ist es vorbei. Wieder liege ich in einer unsäglichen Wolke aus Energie.
Mein Körper fühlt sich schwach, doch erleichtert an. Ich brauche lange um aufstehen zu können, fühle mich wie ein rohes Ei. Es ist traumhaftes Wetter und schon auf dem Fahrrad spüre ich wie ein bisschen Kraft zu mir zurückkommt.
Ich gehe ins Seecafe und gönne mir einen Latte Macchiato. Ich kann nicht lesen, nichts tun, ich schaue verzückt auf den kleinen See vor mir und sehe den Enten zu, die aussehen als würden sie Wasserski fahren.
Nachmittags begebe ich mich in das Abenteuer meiner ersten Frauenvollmondchwitzhütte,
aus dem ich energetisiert und voller Dankbarkeit und Liebe für die Durchführenden wieder auftauche. Abends komme ich nicht umhin für einige Stunden zu arbeiten und ich bin sehr müde dabei.
Sonntag – 5. Sitzung
Verstehen
Heute kam ich wieder etwas abgehetzt zur Sitzung an. Anke begrüßte mich entspannt wie immer.
Sie begann mit einem Teaching, das sich auf alte nicht mehr notwendige Verbindungen mit Menschen bezog. Sie schlug vor mit einem schamanischem Ritual die Verbindungen zu den Menschen aus meinem Leben, mit denen ich etwas zum Abschluss bringen wolle zu kappen. Mein erster Impuls war, dass ich mehr Zeit brauche um das Thema zu reflektieren. Auch damit blieb sie ganz entspannt und schlug vor, das Ritual morgen zu machen.
Nach wenigen Minuten Bedenkzeit die ich mir erbat, vielen mir auf Anhieb sieben Menschen aus meinem Leben ein, mit denen ich gerne einen klärenden energetischen Abschluss vollziehen würde. Ich ließ mich also auf das Ritual ein, das relativ kurz und schmerzlos vonstatten ging und sich sehr kraftvoll anfühlte. Danach fühlte ich mich sehr befreit.
Die heutige Session war vom Ablauf genau wie die anderen. Das heutige Thema war das Verstehen. Das Verstehen bezieht sich auf die Gesamtsumme des Lebens, mit all seinen Erfahrungen, all den verschlungenen Wegen, die wir gehen, um genau dort hinzukommen, wo wir jetzt sind.
Ich fand leicht in die Atemübung, freute mich darauf. Behindernd fand ich beim Atmen meinen Schnupfen, der sich ziemlich hartnäckig in mir breit machte. Schnell baute sich die Energie in meinem Körper auf, und wieder spürte ich, dass es ab einem bestimmten Punkt nicht weiterging. Mühelos konnte ich die Energie die ersten drei Chakren hochziehen, auch noch bis zum Herzen, doch im Brustbereich ging es nicht ganz durch. Beim Ausatmen waren meine Töne heute tiefer und lauter als sonst, ich hörte mich dunkel schreien, und Anke forderte mich auf, da ganz mitzugehen.
Immer noch erstaunt es mich, wie das möglich ist, durch Atemübungen und einige Druckpunkte eine derart hohe intensive Energie aufzubauen. Ich spürte wie der Atem und meine aufgebaute Lust an innere Grenzen stießen die ich genauso beim sexuellen Kontakt mit einem Mann spüre, es gibt einen Teil in mir, der die Energie in mir, die Lust nicht ganz durchlässt.
Nachdem die Welle diesmal wieder heftiger war, mein Körper wurde durch und durch von Wellen durchströmt, fühlte ich mich danach wie in eine große Energiewelle eingetaucht. Wieder hatte ich das Gefühl und den Wunsch nie wieder aufzustehen.
Am Ende der Sitzung gab mir Anke das Feedback, dass ich sehr schnell sehr viel Energie aufbauen könne, jedoch ab einem bestimmten Grad, die Energie nur noch in mir arbeitet und zirkuliert, aber nicht ganz durchgeht, und dass sie das Gefühl habe, dass dies ein Muster von mir sei um die Energie zu kontrollieren.
Erfrischt und fröhlich radelte ich ins Zegg zurück.
Den ganzen Tag durchströmten mich Wellen von Glücksgefühlen und tiefe Dankbarkeit. Ich verspürte eine tiefe Dankbarkeit gegenüber jedem und allem was mir begegnete. Ich sog die kühle saubere Luft ein, die sich wundervoll in meinem Körper ausbreitete. Ich fühlte den Wind mein Gesicht und meine Haare umschmeicheln. Ich fühlte die aufbordende frühlingshafte Energie in und um mich brodeln, und schrie laut vor Freude und Glück auf dem Fahrrad.
Nach dem Mittagessen überkam mich wieder eine Welle von völliger Reglosigkeit. Mein Verstand stand still, mein Körper wollte nur liegen und nichts tun. Die Sonne schien wundervoll draußen und ich wäre gerne raus gegangen, konnte jedoch nicht. Ich lag mehrere Stunden einfach auf dem Bett ohne etwas zu tun. Ich konnte auch nicht schlafen, selbst das kam mir zu anstrengend vor, ich bewegte mich nicht und spürte meinen Körper in einer unbeschreiblichen Intensität. Offenbar brauchte er die Ruhe um sich komplett neu auszurichten. Es war kein unangenehmes, eher ein fremdes Gefühl, das Glücksgefühl und die Dankbarkeit blieben mir den ganzen Tag über erhalten.
Montag – 6. Sitzung
Imagination
Nachdem ich acht Stunden Schlaf genossen hatte, und mir viel Zeit für meine morgendliche Pflege und zum Frühstücken genommen hatte, kam ich heute ausgeruht und pünktlich bei Anke an.
Sie teilte mir mit, dass es heute kein Teaching geben würde, jedoch gab sie mir eine kleine Hausaufgabe auf, die ich hier allerdings nicht verraten werde.
Ab heute würden auch neue Punkte dazu kommen, deshalb würde die heutige Sitzung etwas länger dauern. Die Punkte gehen über die unteren Chakren hinaus und arbeiten sich weiter zum Herzen hoch, wo ja auch bei mir die hauptsächlichen Blockaden auszumachen waren.
Schon nach kurzer Zeit, merkte ich, dass ich keine Lust mehr hatte zu atmen, alles war mir zu anstrengend, ich wollte meine Ruhe haben und schlafen. Ich fing an in meinem Kopf ToDo-Listen anzufertigen, was ich vor Ostern noch alles erledigen müsse. Anke sprach mich an und bat mich ihr mitzuteilen, was bei mir ablief. Sie forderte mich auf, das einfach nur wahrzunehmen, und es da sein zu lassen, auch als einen Teil von mir. Mir ist klar, dass dies ein altes Muster von mir ist, und ich bin froh, dass es jetzt immer wieder auftaucht, und ich es aus meinen Zellen heraus waschen kann. Danach kam ich wieder an den Punkt unterhalb des Herzens in dem es ein Winseln gibt. Wieder lud sie mich ein, das einfach wahrzunehmen. Interessanterweise konnte ich so stark ich all diese Prozess spürte, immer ganz klar bei mir bleiben, hatte wenig Gedanken und Bilder dazu, brauchte keine Inhalte zu den alten Gefühlen, sie tauchten auf, und es war gut.
Sie führte mich leicht durch die Sitzung und ich kam in eine immer tiefere Verbindung mit mir selbst. Die Welle stieg hoch und höher und berührte einen Punkt in mir in dem es nichts als Hoffnungslosigkeit gibt. Auch das teilte ich ihr mit. Ich verband mich mit diesem Gefühl und am Ende kamen tiefe kehlige Schreie aus mir heraus, drei – oder viermal, dann war es vorbei.
Sie deckte mich zu und ich muss wohl gleich eingeschlafen sein. Als ich aufwachte, schaute mich Anke lächelnd an. Ich fragte sie, ob die Matte noch an sei, doch dann bemerkte ich, dass es mein Körper war, der so heftig zitterte.
Dienstag
Heute schaffe ich kaum morgens aufzustehen. Es kostet mich viel Kraft und Disziplin mich aufzuraffen, nach Lübnitz zu fahren. Auf dem Weg dorthin, beginnt mein Körper zu rebellieren. Ich bekomme schreckliche Schmerzen in meinen Kiefergelenken. Das radeln fällt mir unendlich schwer, ich komme kaum vom Fleck. Die Erschöpfung und Überarbeitung der letzten Wochen fordert seinen Tribut von mir. Völlig ausgepowert komme ich zur Sitzung an. Anke sieht mir sofort an was los ist, sie fordert mich erst mal auf mich hinzulegen. Mit einer Reikisitzung päppelt sie mich sozusagen wieder ein bisschen auf. Wir lassen die Sitzung ausfallen, sie legt mir eine Decke in den Garten und ich ruhe mich eine Weile aus, bevor ich wieder in mein momentanes Zuhause radle. Ruhe ist angesagt für mich!
Mittwoch – 7. Sitzung
Freiheit
Teaching:
Während des heutigen Teachings erfahre ich von den fünf verschiedenen Körpercharakterstrukturen aus Sicht der Bioenergetik. Detailliert und ausführlich erhalte ich Informationen über die fünf Typen, und ich selber kann mich so deutlich in einem der fünf Typen erkennen, dass es schon belustigend ist. Welche Strukturen jemand herausbildet, hängt davon ab, wann die Prägung als Kind stattgefunden hat. Es ist ein sehr komplexes anschauliches System, das ich jedem Körpertherapeuten nur nahe legen kann.
Die Einschätzung, die Anke mir aufgrund der Fotos, die sie von mir gemacht hat und ihren Wahrnehmungen während der Sessions mitteilt, stimmt mit meiner eigenen Einschätzung überein. Ein tiefes Erkennen, ein Verstehen für meinen bisherigen Lebensweg vollzieht sich, ja ich empfinde Anerkennung und Mitgefühl für mich.
Das erste Mal gehe ich heute aus einer Sitzung auch körperlich gestärkt hervor.
Donnerstag – 8. Sitzung
Körper
Nachdem ich acht Stunden tief geschlafen habe, schaffe ich es kaum morgens aus dem Bett zu kommen. Ich nehme heute zum ersten mal alleine den Weg durch den Wald und komme ein wenig zu spät. Immer wenn ich den Raum betrete, spüre ich, dass etwas in mir weg will, in Rückzug geht.
Das heutige Teaching bezieht sich auf die zehn verschiedenen Hunger der Seele, was so viel bedeutet, wie eine Grundlage mit einem Fragenmodell sein Leben zu scannen, was uns nährt, was uns unterstützt, was uns Freude macht. Im Gegensatz zu unserer geläufigen Konditionierung, insbesondere in meiner Generation, sind wir darauf getrimmt worden, „erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ Hier heißt es eher, dass der Mensch, wenn er beitragen will, erst mal Nahrung braucht, um sich entfalten zu können.
Ich habe rasende Nacken- und Schulterschmerzen, meine Muskulatur zieht sich zusammen und ich weiß nicht mehr, wie ich meinen Kopf halten soll. Es fühlt sich anstrengend an, ihn oben zu halten, es fühlt sich an, als würde er herunterrollen, wenn ich einfach die Spannung aufgebe und loslasse.
Mit Schmerzen als würden Messer in meiner Schulter stecken, lege ich mich auf die Matte. Sobald ich liege überkommt mich heftigstes Gähnen, das Atmen strengt mich an, ich will hier weg. Ich weiß natürlich, dass dies alles Ausflüchte sind, ein weglaufen wollen von meinen ungefühlten Gefühlen, die sich bemerkbar machen und aufsteigen wollen um gefühlt zu werden. Je höher ich die Atmung ziehe, desto mehr verkrampft sich meine rechte Schulter, zieht sich die ganze Muskulatur zusammen.
Die Botschaft die darin steckt, will ich nicht hören, sehen, fühlen, alles in mir will weg. Ich teile Anke mit, was passiert und sie fordert mich auf, einfach wahrzunehmen, wie groß meine Angst ist. Und die Not meiner Schulter zu sehen, die bei mir anklopft und mir etwas mitteilen will. Ja, ich fühle auch, dass es Angst ist, die dort sitzt, eine undefinierbare ungeformte, unaussprechliche Angst. Sobald ich nur ein bisschen aufmache, fängt sofort mein ganzer Körper an zu zittern, und wieder kommt das Winseln eines kleinen Kindes. Ein tiefes Schluchzen offenbart sich, das da in mir steckt, die tiefen dunklen Weinlaute die bei meinen Ohren ankommen, hören sich für mich selbst befremdlich an, und doch kann ich gut damit sein und fühle für meine eigene Not Mitgefühl. Das Ganze dauert nur kurz, ich gehe noch einmal in die Feueratmung und pumpe die Energie hoch.
Danach entspannt sich alles in mir.
Erholt und frisch liege ich auf der Matte, die hochgezogenen Schultern liegen auf dem Boden an und fühlen sich viel weiter an.
Das heutige Körperthema ist ganz im Körper angekommen.
Den Rest des Tages ist mein Körper ständig am Zittern und gleichzeitig spüre ich eine kindliche Freude in mir, ich ertappe mich dabei wie ein kleines Mädchen zu hopsen, entdecke jubilierend und kreischend neue Waldwege und nehme jeden neu erblühten Busch, die unzähligen Blümchen, die neu aus allen Poren sprießen mit Freude und Dankbarkeit wahr.
Was für ein schöner Tag!
Karfreitag – 9. Sitzung
Chaos
Wieder klingelt um 8.00 Uhr der Wecker und ich muss mich förmlich wachrütteln, damit ich aufstehen kann. Die Nächte fühlen sich bleischwer und traumlos an und versinken am Morgen in ein tiefes Vergessen.
Für die heutige Session habe ich mir in Absprache mit Anke eine Freundin, die selbst auch ihr entpanzert hat organisiert, die mir den Sander hält. Ich will mich ganz auf die Atmung, meine Prozesse konzentrieren und vor allem meinen Schultern die Möglichkeit geben, sich zu entspannen und ganz loszulassen.
Das Atmen fällt mir von mal zu mal leichter, mein Schnupfen hat sich endlich auch endgültig verabschiedet.
Und mein Körper fühlt sich insgesamt schon viel geschmeidiger und durchlässiger an.
Die Umstände momentan meinen es wirklich gut mit mir, das paradiesisch schöne Frühlingswetter, die frische Luft, das gute gesunde vegetarische Essen. Alles um mich herum fühlt sich perfekt an.
Da macht es nichts, dass durch die Entpanzerung, alles etwas unsicherer, etwas haltloser wird.
Die Session geht leicht und ich komme schnell an den Punkt wo sich die Energie immer aufhängt, heute schaffe ich es den Atem durch den Solarplexus durchfließen zu lassen und im Herzen ankommen zu lassen.
Etwas in mir wird weiter, mein ganzer Brustraum dehnt sich aus, mein Herz fühlt sich weiter und größer an.
Mein Körper zittert enorm nach der Session und ich lege mich nach der Sitzung eine Stunde auf die Wiese hinterm Haus, um mir Erdung zu geben, lasse die Sonne auf mich scheinen. Ich bin dankbar und glücklich, mein Herz jubiliert vor Freude!
Samstag – 10. Sitzung
Thema Vollendung, das volle Maß
Mein heutiges Thema ist wohl der Widerstand, ich habe keine Lust mehr! Ich komme 20 Minuten zu spät, und schlafe dann auf der Matte fast ein, alles in mir bäumt sich auf, ich will weg hier, ich will nichts mehr fühlen, schon gar keinen Schmerz mehr, was tue ich hier eigentlich. Ich will weg, warum tue ich mir das an, ich gähne ununterbrochen, es wird immer schlimmer, ich verliere den Atemrhythmus. Ich teile Anke mit, dass alles in mir sich nach Widerstand anfühlt. Sie bleibt sehr ruhig und geduldig mit mir, und rät mir, den Widerstand mit einzuschließen und als Energie zu nutzen. Das tut mir sehr gut. Langsam komme ich doch noch in die Atmung.
Montag – 11. Sitzung
Rohe Kraft
Dies wird meine intensivste heftigste Sitzung sein. Es ist schon interessant
wie das jeweilige Thema immer zum tatsächlichen Ablauf passt.
Das Thema rohe Kraft bringt mich an Höllenpunkte in mir,
Ankes Schlusswort ist: „Jetzt haben wir ein paar Dämonen befreit!“
Dienstag – 12. Sitzung
Spirit
Heute gibt mir Anke noch mal die Gelegenheit, mich von weiteren Personen energetisch zu verabschieden. Sie zeigt mir auch einige Bioenergetische Übungen mit denen ich zu Hause weiterarbeiten kann.
Leicht und fließend komme ich in die Energie, die Feueratmung ist mir sehr vertraut geworden, mein Körper fühlt sich innerlich viel durchlässiger an. Es gelingt mir in jeden Winkel meines Körpers leichter hinzuspüren, reinzuatmen, die Energie durchfließen zu lassen. Ich werde mit aufgestauter Wut konfrontiert, meine zusammengezogenen Schultern weiten sich, mein Herz wird noch mal um einiges weiter. Ich fühle mich leicht und befreit. Meine Zeit im Zegg ist heute beendet. Mit einem weinenden und lachenden Auge fahre ich heute nach Berlin zurück. Das Leben ist für mich.
Anke sagt: „Das ganze Universum ist auf deiner Seite“, genauso fühlt es sich an!
Freitag – 13. Sitzung
Tod, Veränderung, Transformation
Fahre morgens von Berlin nach Belzig, fahre ein Stück mit dem Bus Richtung Lübnitz, den Rest laufe ich zu Fuß. Ich fühle mich heiter und beschwingt, freue mich auf die letzte Sitzung. Wie gut ich mich erholt habe in den letzten zwei Wochen!
Die letzte Sitzung verläuft leichter als die anderen, nicht weniger intensiv, ich gehe gestärkt und kraftvoll daraus hervor.
Ich erfahre, dass die Integration der Entpanzerung weitere neun Monate dauert. In dieser Zeit ist es gut ein Tagebuch zu führen, um mögliche Veränderungen zu erkennen und zu integrieren.
Anke gibt mir noch einige interessante Aspekte und Tipps mit auf den Weg wie ich den angestoßenen Prozess weiter integrieren kann.
Die ganze Zeit über habe ich mich von Anke sehr gut betreut und unterstützt gefühlt. Ich empfand sie als therapeutisch sehr professionell und selbsterfahren.
Den Weg der Entpanzerung zu gehen ist mit Sicherheit kein einfacher, jedoch ist es ein lohnender. Es ist ein Weg sich selber näher zu kommen, seine eigene ureigenste Essenz freizuschaufeln, seiner Seele näher zu kommen,
mehr zu spüren, mehr Tiefe zu erleben. Es ist ein Abenteuer!
Es sind jetzt fast zwei Monate vergangen, noch dauert die Integration spürbar an. Meine chronischen Rückenschmerzen sind bedeutend besser geworden. Ich bin empfindlicher geworden. Mein rasantes Lebenstempo hat sich verlangsamt, etwas in mir geht mehr in die Tiefe anstatt an der Oberfläche herumzusurfen. Ich verbringe mehr Zeit alleine, genieße mein Leben intensiver und doch brauche ich weniger. Es fühlt sich an wie ein tiefes Einatmen, die Zeit bleibt stehen, deine Wahrnehmung dehnt sich aus, du spürst wie sich deine Fingerspitzen sinnlich der Tastatur hingegeben, du hörst die Geräusche um dich herum, du atmest, du spürst dein Wesen, du spürst deine Lebensenergie in dir pulsieren. Du lebst, du bist im Moment angekommen.