Traumatherapie Somatic Experiencing
Video mit freundicher Genehmigung von meiner Kollegin Sandra Hintringer
Somatic Experiencing Traumatherapie ermöglicht die Neuverhandlung von traumatischen Erlebnissen, seien es Einzelerlebnisse wie Operationen, Unfälle, der Verlust geliebter Menschen oder über längere Zeit erlebte Schrecken wie zB Vernachlässigung und Missbrauch in der Kindheit.
Trauma entsteht, wenn ich trotz aller Bemühung innerhalb einer Erfahrung keinen Ausweg finde. Wenn es in einer potentiell lebensbedrohlichen Situation nicht genug Zeit und Unterstützung gibt um in irgendeiner Form angemessen zum eigenen Schutz oder zum Schutz der außerdem beteiligten Menschen zu handeln, führt das zu einer Erfahrung von überwältigender Angst und Hilflosigkeit.
Unser Nervensystem mit Sympathikus, Parasympathikus und Vagusnerv ist neben vielem Anderen hauptverantwortlich für unsere Stressregulation. Wenn bei traumatischen Erlebnissen das Nervensystem überlastet und der Mensch einer Situation weder durch Flucht noch durch Kampf entkommen kann, dann kollabiert das Nervensystem und wir verfallen in einen zeitlich begrenzten Immobilitätszustand. Dieser Vorgang ist derselbe, den wir bei der Gazelle beobachten, die vom Löwen verfolgt wird und sich, wenn sie keine Chance mehr hat zu entkommen, plötzlich fallen lässt und erstarrt. Das ist die letzte Verteidigung und gleichzeitig ein Abschalten vor dem scheinbar unvermeidlichen Ende.
Tiere, wenn sie eine solche Situation trotzdem überleben erholen sich von der Starre und Immobilität, indem sie die im Nervensystem während der Verfolgung angereicherte Energie durch Zittern und Schütteln oder Rennen und Springen entladen. Danach können sie, ohne mehr als die für Beutetiere normale Achtsamkeit, weiter ihr Leben führen. Für uns Menschen sieht das oft anders aus. Wir haben durch die höhere Entwicklung unserer Gehirnfunktionen, durch unsere Sozialisation und Erziehung, oft nicht die Möglichkeit, die Dinge "einfach abzuschütteln". Im Gegenteil, der Schrecken bleibt in unserem Nervensystem zurück und fängt unter Umständen erst Wochen, Monaten oder gar Jahre nach dem auslösenden Ereignis an, sich mit Symptomen bemerkbar zu machen.
Gestörter Schlaf, undefinierbare Ängste, wiederkehrende Erinnerungen an das Ereignis, die uns innerhalb von Sekunden in den damals gefühlten Schreckzustand versetzen, Schmerzen und ganze Krankheitsbilder können der Versuch unseres Nervensystems sein, die im Körper noch festsitzende Erregungsenergie zu binden und unter Kontrolle u halten.
Oft beginnt hier ein Teufelskreis aus Schmerz, Angst und Unverständnis über die eigenen Symptome, der einen Menschen von Arzt zu Arzt führt ohne die grundlegende Ursache, nämlich die noch im System vorhandene Übererregung des Nervensystems beheben zu können.
Somatic Experiencing kann hier ein Weg sein, der mit Achtsamkeit und großem Respekt für das Erleben des Klienten langsam die gebundene Energie zur Lösung bringt und dem Nervensystem die Fähigkeit zur Selbstregulation zurückgibt. SE ist ein Weg der Selbstermächtigung! Der Klient gewinnt mehr inneren Raum und kann wieder freier und direkter in der Gegenwart sein. Die Fähigkeit mit Stress umzugehen und sich selbst zu beruhigen wird größer und damit auch die Fähigkeit, dem Leben zu begegnen.
Wer sich angesprochen fühlt und die Frage hat, ob Somatic Experiencing eine für ihn/ sie heilsame Methode wäre, dem stehe ich gern für ein unverbindliches, erstes Beratungsgespräch zur Verfügung.
Zur Traumadefinition:
"Ein Trauma entsteht als eine Antwort des Nervensystems und hat seinen Ursprung nicht in einem äußeren Ereignis." (Levine)
"Psychologisches Trauma ist ein Zustand heftigen Schreckens,den wir erleben, wenn wir mit einem plötzlichen, möglicherweise lebensbedrohlichen Ereignis konfrontiert sind, über welches wir keine Kontrolle haben und auf das wir nicht erfolgreich reagiern können, egal, wie sehr wir uns auch bemühen." (Flannery)
"Traumatische Ereignisse sind etwas besonderes, nicht weil sie so selten vorkommen, sondern weil sie die normale menschliche Anpassung ans Leben überwältigen... der gemeinsame Nenner aller Traumata ist ein Gefühl intensiver Angst, Hilflosigkeit, Kontrollverlust und drohenden Todes." (Hermann)