Lebenswege newsletter Nr 37

Liebe Interessierte, Bekannte und Freunde,

der Winter ist schon da: Kälte - ja, sogar Schnee im Dezember - und die langen Abende, die uns einladen, häuslich zu sein, zusammen zu kommen und uns an der Ruhe zu erfreuen.Wieder liegt ein herausforderndes Jahr hinter uns. Corona ist fast nur noch eine Randerscheinung im politischen Diskurs, die Bedrohung der globalen Klimakrise und der Ukrainekrieg, der seit Februar diesen Jahres die öffentliche Aufmerksamkeit und unser Mitfühlen in Anspruch genommen hat, 
sind fast schon zur schrecklichen Normalität geworden.

Was kann mich halten in dieser Zeit, in der Menschen überall auf der Welt mit zunehmender Unsicherheit und dem zu befürchtenden oder schon spürbaren Ende der fetten Jahre - auch in den reichen Ländern der Welt - konfrontiert sind? Wie erhöhe ich heute meine Lebensqualität, ohne dafür mehr Ressourcen zu verbrauchen oder anderen etwas wegnehmen zu müssen? Für die Beantwortung dieser Frage, soweit sie mir gerade zugänglich ist, hole ich ein bisschen aus:

Seit zwei Jahren arbeite ich mit einem kleinen Kreis von Studierenden des Medizinwissens der Sonnentanztradition der Süßen Medizin. Wir erkunden die grundlegenden Teachings und gehen in die Natur für Zeremonien, um unsere Verbindung zu den Welten von Großmutter Erde, den Elementen und zum Großen Geist - oder wie immer Mensch das Göttliche benennen möchte - zu vertiefen. Im Rahmen dieser Jahresgruppe habe ich bei unserem letzten Treffen die „Stäbe der Kraft“ unterrichtet.

Die Stäbe sind Einladungen, Kräfte in uns zur Entfaltung zu bringen, die es uns ermöglichen in Verantwortung zu gehen und Gestaltende statt Reagierende in unserem Leben zu werden.

Für Interessierte hier das gesamte Rad der Stäbe der Kraft:

 

Zu jedem dieser Stäbe der Kraft gehört eine Kriegeraufgabe. Kriegeraufgaben sind Handlungen, oder  „Training“ zu denen wir uns bewusst entscheiden und die wir für einen von uns festgelegten Zeitraum ausführen. Das Ziel ist, neue Verhaltens- Denk- und Fühlgewohnheiten zu etablieren, die zu mehr Glück, Hoffnung, Humor und Gesundheit in unserem Leben führen. Damit sind wir nunmehr bei der Beantwortung der Ausgangsfrage. Was kann ich tun, um jetzt in der kalten Jahreszeit für mich gut zu sorgen, meine Lebensqualität zu erhöhen und das Dasein zu genießen trotz und vielleicht sogar verstärkt durch die Herausforderungen, die wir als Menschheit, als Staaten. Gemeinschaften und Völker zu konfrontieren haben? Dabei geht es mir nicht um den Rückzug ins Private. Der Gedanke folgt vielmehr der funktionalen Weisheit, dass ich nur für andere da sein und einen sinnvollen Beitrag zur Lösung der Probleme in meinem Umfeld - und damit mittelbar auch in der Welt - leisten kann, wenn ich selbst nicht im Mangel bin oder leide. Wenn wir lernen, unsere Lebensqualität ohne den Umweg über Konsumbefriedigung, Statussymbole oder vergleichende Blicke zu stärken, versetzt uns das in die Lage, unser bestes Selbst zu sein.

Ich schlage daher vor, die erste der Kriegeraufgaben in Angriff zu nehmen. Wähle dafür einen Zeitraum, den Du gut in Deiner Vorstellung halten kannst und den Du Dir zutraust. Das kann eine Woche, ein Monat oder auch drei Monate sein.

Diese Aufgabe sieht folgendermaßen aus: Finde am Morgen vor dem Aufstehen, eine Sache, die Du tun möchtest und die das Gefühl von Zufriedenheit, Freude oder Glück in Dir auslöst. Dabei ist es wesentlich zu verstehen, dass unser Glück nicht aus den großen Vorhaben in der Zukunft gemacht ist, sondern spontan entsteht aus den kleinen Dingen des Alltags, wie zB mit den Enkeln im Schnee spielen, eine Umarmung austauschen, bei der ich mich wirklich für den Kontakt öffne, eine Stunde mit einem geliebten Buch vor dem Kamin sitzen, ein Bild malen oder mich mit einem guten Freund zum Spaziergang verabreden.

In unserer Gruppe machen wir gerade die Erfahrung, wieviel positive Aufmerksamkeit wir plötzlich bewusst in unseren Tag bringen durch diese Ausrichtung auf Momente des Glücks. Wir machen die Erfahrung wie ungewohnt es ist, sich wirklich den Raum zu nehmen, sich an den kleinen Schönheiten des Tages zu erfreuen. Und wir bemerken, wie viele es davon gibt, wenn wir nur aufmerksam hinschauen.

Für einen kurzen Überblick kommen hier noch die Kriegeraufgaben in ihrer Reihenfolge zu den ersten vier Stäben. Sie sind im besten Fall kumulativ zu machen, d.h. ich addiere sie nach und nach im Rahmen des von mir gewählten Zeitraumes.

S: Nimm Dir vor dem Aufstehen eine Sache vor, die dich froh und / oder glücklich machen wird und gehe nicht ins Bett am Abend, ohne das getan zu haben ( zB einen Spaziergang durch den Garten, den Duft einer Blume riechen oder den glitzernden Schnee genießen ).

W: Nimm jeden Abend einen Fehler (etwas, was nicht so gut gelungen oder gradewegs schief gegangen ist) und einen Erfolg (wo Du Freude oder Stolz verspürt hast) zu Dir, indem Du es als Erfahrung wertschätzt.

N: Tue jeden Tag etwas, was jemand anderem wohltut und tue jeden Tag etwas, womit Du Dir wohltust ( z.B. jemand freundlich an der Kasse im Supermarkt vorgehen lassen, Dir selbst ein leckeres Essen kochen u.ä. )

O: Wenn Du morgens auf Deine Aufgaben des Tages schaust, beginne mit dem, was Dir am unangenehmsten ist und wertschätze Dich für das, was Du dann erlebst, wenn Du es getan hast.

Ich freue mich über Rückmeldungen zu den Erfahrungen, die der eine oder die andere vielleicht mit der ersten Kriegeraufgabe macht in den kommenden Wochen. Ich selbst werde  nach einer ersten Übungsrunde über jeweils eine Woche zum Jahresanfang in ein „Großexperiment“ starten, und jede der Kriegeraufgaben zu den einzelnen Stäben der Kraft für einen Übungszeitraum von drei Monaten machen.

Ich wünsche uns allen viele Momente der Freude und des Glücks und die zunehmende Erkenntnis, dass wir alles haben, was es dafür braucht.

AM

Mein besonderes Angebot: Somatic Experiencing Sitzungen für Menschen, die ihren Zugang zu Glück und Freude wiederfinden möchten. Drei mal je 2 Stunden zum Preis von jeweils 50 statt 75 Euro Termine nach Vereinbarung ab 10.1.23 ( in Absprache mit den potentiellen Empfängern auch verschenkbar )

Und zu guter Letzt die Literaturempfehlung:
Sandra Hintringer „Der Vagusnerv - Unser innerer Therapeut“

Das Buch vermittelt einen sehr gut lesbaren Eindruck der polyvagalen Theorie nach Porges und macht uns bekannt mit den sozialen Fähigkeiten, die in unserem Vagusnerv verankert sind. Es zeigt, wie wir auch bei Störungen im Alltag unser inneres Gleichgewicht beibehalten oder wieder herstellen können. Das Buch lädt mit seinem ansprechend gestalteten Übungsteil dazu ein, mit einfachen Übungen sich selbst Gutes zu tun. Es liefert damit eine wertvolle Inspiration sowohl für die Selbstfürsorge als auch für die unterstützende Arbeit mit Klienten.

Viel Spaß beim Lesen.
Anke Mrosla